Dienstag, 19. Mai 2015

Leserbrief zu "Guter Rat am Sonntag" - Paderborner Ausgabe vom 17. Mai 2015

Sehr geehrte Frau Eggert,

mir fiel am Sonntag fast das Frühstücksbrötchen aus der Hand, als ich ihren „Rat am Sonntag“ auf einen unsäglichen Brief von „besorgten Eltern“ in der digitalen Ausgabe der OWL am Sonntag für Paderborn las. Ausgerechnet am „Tag gegen Homophobie“ druckt die OWL am Sonntag diesen „Brief“ und ihren „Rat am Sonntag“ ab.

Wenn ich der schwule Angehörige wäre (Anmerkung: Ich bin Hetero), würde ich mich von meinen Verwandten sehr verletzt fühlen und auch von Ihrer Bestätigung des Verhaltens der Eltern. Ich finde es einfach unfassbar, dass diese „besorgten Eltern“ eine Schwulenhochzeit, als unmittelbarer Bedrohung ihrer Nachkommen ansehen. Mich würde es nicht wundern, wenn dieses nette Elternpaar ihren Verwandten und seinen Ehepartner noch vorschreiben, dass sie sich nicht küssen wenn die Kinder in der Nähe sind.

Anstatt die Eltern dahingehend den Rat zu geben, dass dies ein guter Zeitpunkt wäre den Kindern zu erklären, dass es neben Mann-und-Frau-Beziehungen, auch Beziehungen zwischen Männern und Frauen zum gleichen Geschlecht gibt. Über die Sexualität als Akt selbst braucht man ja nicht reden, die Aufklärung darüber kann und sollte später stattfinden. Eine Verwirrung ist dies auf jeden Fall nicht, denn ich kenne genügend Familien die ganz offen mit der Homosexualität eines Verwandten umgehen und die Kinder gehen einfach ganz locker damit um. Kinder werden ohne Rassismus, Homophobie oder anderen Formen von Vorurteilen geboren, sondern es wird von den Eltern anerzogen und so an jede weitere Generation weitergeben, solange man dies nicht in Frage stellt. Und der „Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie“ dient dazu dieses intolerante Verhalten zu hinterfragen.

Ihr Rat ist einfach nur falsch und fördert eher die "intolerante Haltung" des „besorgten Elternpaars“ gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender. Und ich frage mich gerade wie dieses Elternpaar in normalen Leben damit umgeht. Wechseln diese mit den Kindern die Straßenseite wenn ein homosexuelles Pärchen händchenhaltend die Straße runtergeht und sich vielleicht sogar küssen? Wie wollen sie diese Situation denn ihren Kindern erklären? Das besagte Elternpaar sollte über ihren Schatten springen, den Zeitpunkt der Schwulenhochzeit nutzen und ihre Kinder auch über andere Beziehungsarten zu informieren. Dies entspannt auch die Beziehung der Kinder gegenüber ihren Onkel und vor allem auch des besagten Elternpaars gegenüber ihres Verwandten.

Die Teilnahme der kompletten Familie inkl. der Kinder an der Hochzeit ist ein Zeichen für familiäre Verbundenheit, das Fernbleiben aus dem vom Briefeschreiber Grund ist nichts anderes als eine Verletzung für den Onkel, der zusammen mit der gesamten Familie einen schönen Tag verleben möchte.

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